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Schloss Platz Kultur 2020  Für eine ergebnisoffene Diskussion zur Stadtentwicklung Münsters

Das Konzept Baumewerd - 2012

© Dieter Georg Baumewerd

Changée en place de fétes pour les habitants de Münster en 2012

Wenn man den Namen einer Stadt ausspricht, dann entfaltet sich in der Vorstellung des Angesprochenen das dazugehörige Bild dieser Stadt.

Etwas aus der Erinnerung wird lebendig und formt sich zu einer unverwechselbaren Ansicht des ausgesprochenen Ortes. Spricht man also von Münster, so fügt sich das Bild zuerst aus den markanten Bauten der Stadt: dem Rathaus, dem Dom und dem Schloss und mit ihnen ihr städtischer Umraum: dem Prinzipalmarkt, dem Domplatz und dem Schlossplatz.

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Zwei dieser Stadträume sind von hervorragender Gestalt und Form und Eigenart. Beim Schlossplatz muss man in dieser Hinsicht Einschränkungen machen. Seit fünfzig Jahren prägt sich das Bild der Unordnung und Gestaltlosigkeit ein als Detail im Gesamtbild von Münster, erst recht wenn es so lange auf den Bürger einwirkt.

Dieses Bild könnte sich dank der Initiative der Jaufmannschaft und den Entwürfen von Peter Wilson recht bald verändern. Die Bürger sind gespannt, was der Rat der Stadt aus dieser Vorlage, diesem Geschenk der Kaufleute an die Stadt Münster, macht.

Jeder Raum und jeder Körper erhält seine Form und seine Gestalt aus einer inneren Notwendigkeit heraus.

Wir formen die Dinge zu dem, wozu sie dienen; von hierher erhalten sie ihre Gestalt, das heisst: ihre Grenze. Durch die Gestalt, nämlich ihre Grenze grenzt sich das eine vom anderen ab. Und wird erkennbar als das, was es ist. Im Unterschied von anderem, was es nicht ist.

Der vor dem Schloss liegende Freiraum dient seit längerem einer Vielzahl von Festen und darüber hinaus – soweit möglich – dem Parken von PKWs und Bussen. Dabei ist – nicht selten – das eine dem anderen im Wege und in seiner Formalen Ausbildung dem jeweiligen Gebrauch nur bedingt nützlich.

Der grösste Widerspruch liegt in der Nutzung als Parkplatz und als Festplatz. Ein Parkplatz sieht anders aus als ein Festplatz. Darum ist es logisch und sinnvoll das Parken unter den Platz zu verlegen und den Festplatz zu dem zu gestalten, wozu er in idealer weise dient.

Was kann der Schlossplatz sein und wie muss er aussehen, dass man erkennt, wozu er dient? In idealer Weise für Send, Zirkus, Schützenfest, Reitturniere, die längste Tafel, Weinfest, Erntedank, Unifeste, Konzerte. ja, jede Art von Grossveranstaltung lässt sich denken. Hier feiern die Bürger ihre Stadt. Darum: keine Bebauung – kein See – kein Wald, sondern ein freier Raum, aber ein gestalteter freier Raum!

Umgrenzt von einem kunstvollen Gitter und Baumalleen. Ein weitgespannter Stadtraum, wie ein ausgebreiteter riesiger Teppich liegt er zwischen Schloss und Stadt. Seine Gestalt erhält er durch die Baumalleen.

Er ist wie ein Gefäss, in das alles hineingegeben wird, was gross ist und Freude macht. Der Boden des Platzes, also der „Teppich“ sollte aus einem Wegesystem bestehen, das von grossen Natursteinplatten gebildet wird. Die flächen dazwischen werden mit sandsteinfarbenem Kies als wassergebundene Decke ausgebildet.

Seine räumliche Fassung erhält der Platz durch eine niedrige Mauer mit einem kunstvollen Gitter darauf. Auf der Innenseite wird das Gitter von einer dreireihigen, geschnittenen Baumallee begleitet. Die dicht gepflanzten Bäume bilden eine grüne Wand und einen schattigen Umgang, von dem aus das Schloss besonders wirkungsvoll erscheinen wird.

Die leicht geschwungene Strasse am Schlossplatz, die die historische Stadtgrenze nachzeichnet, bleibt formbestimmend für den Platz. Dieser Bogen weitet den Platz zur Mitte hin und verleiht ihm einen räumlichen Bezug zum Schloss und seinem Vorplatz. Gleichzeitig schmiegt er sich an den historischen Grundriss der Stadt an.

Auch der Strassenraum erhält eine Aufwertung durch das Gitter und die Baumalleen. Die Umfriedung des Platzes lässt im Bewusstsein des Autofahrers das Schloss erstehen, so weiss er an welchem besonderen Ort er vorüber fährt.

Auch wenn das Gitter noch durch eine Hecke verstärkt den Platz von der Strasse trennen würde, bleibt doch der weltstädtische Charakter dominierend in seiner Wirkung.

Die Zugänge von der Strasse zum Platz liegen dort, wo durch Ampeln und Zebrastreifen der Übergang für die Fussgänger geregelt ist. Diese Zugänge liegen in der Mitte der Achse des Schlosses und in den südöstlichen und nordöstlichen Ecken des Festplatzes. Von hier aus ist der Freiraum axial und diagonal zu durchschreiten oder im freien Spiel der Bewegungen mit dem Raum in einen spannungsvollen Dialog zu treten.

Auf dem langgestreckten Freiraum könnten zwei hohe Skulpturen stehen, Obelisken gleich und damit den Raum in Form und Richtung unterstreichen.

Ich denke hier an die Skulptur von Richard Serra, die anlässlich einer Skulpturenausstellung vor dem Erbdrostenhof stand oder an die Säule von Hubert Kiecol, die vor dem Bau der Stadtbibliothek auf dem sogenannten Parkplatz Asche stand.

Bleibt am Ende noch die Überlegung: wie soll man das alles finanzieren?

Die unterirdische Parkplatz Anlage ist so attraktiv, dass sie sich selbst finanziert. Parken kostet heute überall Geld.

Die Platzfläche und das Gitter sollte die Stadt übernehmen und durch die Nutzung refinanzieren. Auch das Land als Eigentümer könnte man um einen Beitrag bitten.

Die Bürger könnten die Bäume pflanzen und auch Patenschaften für die Pflege übernehmen.

Die Pflege des Platzes übernehmen die Veranstalter nach den jeweiligen Nutzungen.

© Prof. Dieter G. Baumewerd
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