Schloss Platz Kultur 2020 Für eine ergebnisoffene Diskussion zur Stadtentwicklung Münsters
Memorandum zum Projekt „Musikcampus“ an der Hittorfstraße in Münster
Ausgangslage:
Münster braucht einen neuen Ort für Musik, Bildung und Kultur!
Als unabhängige Bürgerinitiativen haben wir uns bisher in den vergangenen Monaten in vielen Veranstaltungen für drei verschiedene Konzepte und innerstädtische Standorte für einen Konzertsaal und neue Orte der Bildung und Kultur in der Stadt eingesetzt. Was uns dennoch alle eint, ist die Einschätzung, dass der von der Politik und der Universität offenbar favorisierte Standort für einen sogenannten „Musik-Campus“ an der Hittorfstraße aus unserer Sicht als neuer Ort der Musik, der Bildung und der Kultur nicht geeignet ist.
Was wir gut finden:
1. Grundsätzlich begrüßen wir die erkennbare Bereitschaft und das Engagement in der städtischen wie in der universitären Verwaltung, in das für unsere Stadt so wichtige Thema „Musik“ zu investieren. Im 100sten Jahr des Bestehens unseres Sinfonieorchesters und der Westfälischen Schule für Musik kann diese Bereitschaft nicht hoch genug bewertet werden.
2. Aus unserer Sicht ist es eine hervorragende Chance für die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt, neben den Leuchttürmen Stadttheater und Stadtbücherei ein weiteres herausragendes bauliches Ensemble für kulturelle Nutzungen zu entwickeln, dessen Herzstück ein adäquater Konzertsaal für das städtische Sinfonieorchester und viele andere musikalische Darbietungen ist.
3. Wir begrüßen die aus der Bürgerschaft entstandene vielfältige öffentliche Debatte (mit zahlreichen Leserbriefen und Kommentaren), die das Thema Musik, Bildung und Kultur wieder in den Fokus der Diskussion über die zukünftige Entwicklung unserer Stadt bringt.
Was wir für problematisch halten:
1. Ähnlich wie das Stadttheater, die Stadtbücherei oder das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster verlangt auch ein neuer Ort für Musik, Bildung und Kultur eine prominente Stadtlage. Ein Konzertsaal muss im Stadtbild sichtbar sein, bedarf eines attraktiven urbanen Umfeldes mit Gastronomie und vielfältigen Angeboten kultureller Art. Auch sollte er möglichst fußläufig vom Zentrum der Stadt aus erreichbar sein.
Der Standort Hittorfstraße mit seinen Institutsbauten, Wohnhäusern aus den 1950er-Jahren, einer Bundeswehr-Kaserne und einem Heizkraftwerk ist hier sicher überfordert. Man stelle sich nur einmal konkret vor, dass das Stadttheater in Münster in diesem Umfeld beheimatet wäre.
2. Der geplante Kongress- und Konzertsaal als Hybrid wird weder die Bedingungen eines erstklassigen Konzertsaales noch die eines großen Kongressforums erfüllen. Dies hat u.a. auch die NRW-Kultur- und Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen schon mehrfach deutlich benannt (WN 01.05.2018, WN 11.09.2019). Dieser Einschätzung schliessen wir uns an. Nicht nur die akustischen Anforderungen sind sehr unterschiedlich, sondern ebenso die erlebbare Raumatmosphäre und die jeweils notwendige Infrastruktur.
3. So naheliegend und wünschenswert es ist, dass Musikinstitutionen einen intensiven Austausch pflegen, so fragwürdig ist hingegen die Idee, eine Musikschule für Laien, eine Musikhochschule für Studierende, ein Sinfonieorchester und ein wissenschaftliches Kongresszentrum in einem Gebäudekomplex „unter einem Dach“ zu versammeln. Es gibt sicher gute Gründe, warum ein solcher „Drei-“ bzw. „Vierklang“ bislang in Deutschland einmalig wäre.
Fazit:
Die als Standort für den „Musikcampus“ favorisierte Hittorfstraße erscheint allen drei bürgerschaftlichen Initiativgruppen dieses Memorandums aus städtebaulicher Sicht als nicht geeignet.
Insbesondere wird der als Hybrid für Konzerte und Kongresse geplante große Saal abgelehnt, da er die an beide Veranstaltungsformen sinnvollerweise zu stellenden Ansprüche nicht erfüllen kann.
Auch gibt es gute Gründe die in den vorliegenden gutachterlichen Stellungnahmen und Bewertungen (METRUM Managementberatung GmbH / NetzwerkStadt und scheuvens + wachten plus) zu Grunde gelegte inhaltliche Projektphilosophie einer Revision zu unterziehen.
Wir werben daher für einen städtebaulichen und kulturellen Gesamtplan, der das weitgehend unterentwickelte Schlossareal (vom Lindenhof bis zum Kalkmarkt und vom Schlossgarten bis zum Hörsaalgebäude) mit der Altstadt zusammen denkt. Münster wünschen wir uns auch in Zukunft als Stadt der kurzen Wege. Durch die Einbettung der neuen Orte für Musik, Bildung und Kultur in ein urbanes Umfeld mit vorhandenen Kultur- und Bildungsorten (Schloss, H1, Museen, VHS, Theater, Stadtbücherei, Stadtmuseum, Leonardo-Campus u.a.) kann Münster stadtkulturell bedeutend reicher beschenkt werden, als es das Projekt Hittorfstraße erwarten läßt.
Münster, den 25.09.2019
Die Initiative Pro Leonardo Campus Prof. Herbert Bühler, Andreas Schüring, Wiebke Rollmann, Marten Wolbert / MSA Münster School of Architecture / Fachhochschule Münster / Fachschaft Architektur – Initiative Pro Hörster Parkplatz Hans-Otto Höying, Dr. Hans Gummersbach – Initiative Schloss Platz Kultur 2020 Martin Heppner, Stefan Jörden, Ulrich Krüger, Stefan Rethfeld, Christian Schmitz, Dr. Marius Stelzer, Rüdiger Wiechers.
Memorandum zum Projekt „Musikcampus“ als Download (1,1 MB, PDF)