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Schloss Platz Kultur 2020  Für eine ergebnisoffene Diskussion zur Stadtentwicklung Münsters

Münster braucht einen erstklassigen Konzertsaal – mitten in der Stadt

Münster, 27.06.2018

Zu Gast bei uns: Dr. Heiko Winkler und Prof. Dr. Klaus Anderbrügge, Vorstandsmitglieder der Freunde und Förderer des Sinfonieorchesters Münster e.V.

Der 2009 gegründete Förderverein für das Sinfonieorchester stellt mit seinen fast 800 Mitgliedern eine wichtige Stimme dar. Seit Jahrzehnten wird in Münster der Wunsch nach einem reinen Konzerthaus vorgetragen, als die einer Musikstadt einzig angemessene Adresse (s. auch 10 Thesen zur Konzerthaus-Debatte in Münster).

Dass Münster diesen „Raum für Musik“ braucht, daran gibt es unter Fachleuten, in den Medien und bei den zahlreichen Freunden der Klassik und der Chormusik in der Stadt sowie im Umland keinen Zweifel. Wie Dr. Winkler und Prof. Dr. Anderbrügge nochmals skizzieren, wurde fast zeitgleich mit der Gründung des Sinfonieorchesters im Jahr 1919 – vor nahezu 100 Jahren – auch das noch im Ersten Weltkrieg entwickelte Projekt einer neuen Stadthalle realisiert, die 1920 neben dem Romberger Hof an der Neubrückenstraße eröffnet wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde dieser weitgehend zerstörte Konzertort zunächst noch als Torso genutzt und schließlich mit dem Bau des neuen Theaters (1956) und des Kleinen Hauses (1971) vollständig abgetragen. Das Große Haus des Theaters mit seinen über 955 Plätzen sollte fortan – eher notdürftig – dieräumlichen und akustischen Ansprüche aller Sparten erfüllen: Schauspiel, Musiktheater und Sinfoniekonzerte.

Bereits in den 1970er-Jahren meldeten die Fachleute deutlich Kritik an, dass diese Situation für das Sinfonieorchester und das Konzertpublikum unerträglich und nicht länger hinzunehmen sei. Versuche, mit einer Stadthalle am Lindenhof Ersatz zu schaffen (1970/1980), scheiterten ebenso wie das spätere Projekt eines Kulturforums Westfalen samt Musikhalle auf dem Schlossplatz (2008).

Nachdem inzwischen Vorhaben ähnlicher Art in allen mit Münster konkurrierenden Städten verwirklicht worden seien, sei – so Winkler und Anderbrügge – der Ruf nach einem Konzerthaus nur noch dringlicher geworden. Das kommende Jubiläumsjahr – 100 Jahre Sinfonieorchester und Westfälische Schule für Musik – sei Verpflichtung und Auftrag zugleich, jetzt eine überzeugende Antwort zu finden. Deshalb engagieren sie sich seit einigen Jahren im Vorstand der Freunde und Förderer des Sinfonieorchesters für ein Konzerthausprojekt in zentraler Lage – in unmittelbarer Nähe zum Theater und zur Stadtbibliothek, zu den Museen und Kirchen, mit guter Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, an Parkhäuser und Gastronomie. Einem Konzertsaal hinter dem Schloss am Coesfelder Kreuz stehen sie dagegen skeptisch gegenüber, bedingt gerade „die erste Musikadresse der Stadt“ doch ein urbanes kulturelles Umfeld, das in der eher peripheren Lage weder vorhanden noch in absehbarer Zukunft zu schaffen sei.

Eine denkbare Alternative wäre ein von der Initiative Schlossplatz Kultur 2020 vorgeschlagener Standort am Promenadenring in unmittelbarer Nähe und mit Anbindung zum Schloss, etwa auf dem Parkplatz an der Gerichtsstraße/Hüfferstraße, unter Nutzung des noch immer brach liegenden Areals des ehemaligen Lindenhofes für die Musikhochschule bei gleichzeitiger Einbindung des angrenzenden derzeitigen Standortes der Musikschule an der Himmelreichallee. Auch diese Option eines „Musikcampus“ sollte von Universität und Stadt ernsthaft geprüft werden. Eine Hybridlösung von Konzerthaus und Kongresshalle lehnen die Orchesterfreunde – unabhängig vom Standort – strikt ab und fordern stattdessen einen akustisch perfekten Konzertsaal, der im regionalen Wettbewerb mit Nachbarstädten wie Dortmund, Bochum und Essen konkurrenzfähig ist. Dieser sollte als Spielstätte für das Sinfonieorchester Münster und für das Konzertangebot professioneller Veranstalter, für die zahlreichen Chöre und Musikensembles in der Stadt und die freie Szene dienen, könnte aber auch für die Plenumsveranstaltungen im Rahmen großer internationaler wissenschaftlicher Kongresse der WWU zur Verfügung stehen.

Um alle Kulturakteure und Kulturorte noch besser zu vernetzen und deren Aktivitäten perspektivisch weiterzuentwickeln, sollte zuvor ein städtischer Kulturentwicklungsplan erstellt werden, der die Belange aller Akteure und eines breitgefächerten Publikums berücksichtigt.

 

Wir verabredeten weiteren ständigen Austausch – und bedankten uns für den anregenden Gedankenaustausch.